Dokumentation des Fachtags: „Prekäre Lebensverhältnisse lesbisch*queerer Menschen in Berlin“ am 05.10.2023

Prekäre Lebensverhältnisse lesbisch*queerer Menschen in Berlin

Fachtag „Invisible Struggles“

Am 5. Oktober 2023 fand der Fachtag „Prekäre Lebensverhältnisse lesbisch*queerer Menschen in Berlin“ statt.

Veranstaltungsort für den Fachtag war das Oyoun, dessen Konzept queer*feministische, dekoloniale, queer*feministische Blickwinkel in den Fokus nimmt.

Eren Ünsal hält das Grußwort beim Fachtag über queer lesbische Lebensverhältnisse in Berlin


Eren Ünsal, Leiterin der LADS, begrüßte die über 50 Teilnehmer*innen und zeigte auf, dass trotz der Tatsache, dass Berlin immer wieder als Vorreiter und Regenbogenhauptstadt hervorgehoben wird, auch hier in vielen gesellschaftlichen Bereichen lesbisch*queere Lebenslagen nicht mitgedacht oder gar nicht erst wahrgenommen werden.

In einer Keynote setzte Katharina Oguntoye Schlaglichter auf Beispiele von prekären Lebensverhältnissen lesbisch*queerer Menschen und zeigte mögliche Handlungsräume auf:

  • Weibliche Altersarmut – Eine Katastrophe mit Ansage
  • Trans*-Gesundheit bei Kindern und Erwachsenen;
  • Was braucht Integration? von Menschen mit Behinderungen / mit Migrationserfahrung / und andere;
  • Die Wichtigkeit von eigenen Räumen um die eigene Identität zu erforschen und Räume der Begegnung und des gemeinsamen Handelns
Katharina Oguntoye hält die Keynote beim Fachtag von Lesbisch sichtbar Berlin

Anschließend präsentierte Kathrin* Schultz vom Sonntagsclub das Projekt QUEERHOME*, die neue Wohnraumberatungsstelle für LSBTIQ* in Berlin mit der Hauptzielgruppen FLINTA*. In dem Vortrag wurde die Arbeitsweise von QUEERHOME* vorgestellt: Antidiskriminierungsberatung hinsichtlich Wohnraumerhalt, Wohnraumverlust und langfristige Wohnungssuche, Sensibilisierungsarbeit inklusive kollegialer Fallberatung sowie Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung.

Ausschnitt Vortrag Queerhome

Kathrin* Schultz stellte aktuelle Statistiken der Wohnungslosenhilfe vor, nannte fehlende Bedarfe und teilte bisherige Strategien und Pläne mit den Tagungsteilnehmer*innen.

Ausschnitt Vortrag Queerhome

Die vollständige Präsentation gibt es HIER.

Elsa Paus und Eva Obernauer halten einen Vortrag über Altern und Pflege lesbisch queerer Menschen in Berlin

Elsa Paus und Eva Obernauer von der Fachstelle LSBTI*, Alter(n) und Pflege stellten die Wichtigkeit von Wissen über lesbisch*queere Bedarfe in der Pflege vor und gingen auf die Lebensrealitäten von älteren und pflegebedürftigen lesbisch*queeren Menschen ein. Möglichkeiten einer diversitätssensiblen Pflege wurden dargestellt.

Die vollständige Präsentation gibt es HIER.

Nach der Mittagspause teilten sich die Teilnehmenden in drei Workshops auf.

In Svenja Gräfens Workshop „Radikale Selbstfürsorge“ gab es einen regen Austausch zum Thema, was negativ und positiv mit Selbstfürsorge verbunden wird, um anschließend Vorurteilen wie ‚Wenn ich mich um mich selbst kümmere, bin ich egoistisch‘ auf den Grund zu gehen. Es ging darum, dass Self Care nicht nur allein, sondern auch gemeinsam mit anderen/in Community geschehen kann und wie hilfreich es dabei ist, die eigenen Grenzen besser kennenzulernen und einschätzen zu können – auch im Hinblick auf Aktivismus/politisches Engagement. Es ging um die verschiedenen Ebenen der Selbstfürsorge (körperlich, mental, emotional). In einem Check-In konnte jede Person sich selbst in einer kleinen Schreibübung die Frage stellen, wie es ihr gerade eigentlich geht. Punkte, für die es Lösungen braucht, wurden identifiziert — z. B. dass auch wenn Self Care kein Geld kosten muss, sie doch Zeit oder zumindest emotionale/mentale Ressourcen kostet, welche ungerecht verteilt sind.

Der Workshop „Moving Memories: Empowerment und Dekolonialisierung von Körpern“ mit Isabel Kwarteng-Acheampong und Auro Orso begann mit einer Achtsamkeitsübung zum Anerkennen des eigenen Befindens. Anschließend gab es einen Input zum Thema koloniale und binäre Muster. In einer Schreibübung reflektierten die Teilnehmenden (diskriminierende) Gewohnheiten, Erinnerungen und/oder Privilegien, welche anschließend durch Bewegungsübung im Raum mit Tanzelementen körperlich manifestiert wurden. Die Bewegungen und Geschichten wurden miteinander geteilt, transformiert und schließlich zu gemeinsamen Tanz im Raum weiterentwickelt.

„Nicht nur um die anderen kümmern: Die eigene Prekarität erkennen“ war der Titel des Workshops von Anna Stiede. Hier wurde der Frage nachgegangen, wo und wie sich Prekarität im Arbeitsalltag manifestiert. Im Workshop wurde deutlich: aus queer-lesbischer perspektive sind die prekären Verhältnisse zum Schreien!! Zusammenschrein tut gut. Im Gemeinsamen lässt sich Prekarität aushalten und können Energien geschöpft werden, um Gestaltungen anzustoßen. Und: es braucht ein bedingungsloses Care-Einkommen!