Workshop-Dokumentation im Rahmen der Aktionstage Queere Carearbeit
Einblicke in Herausforderungen und Bewältigungsstrategien

Ein wichtiges Ziel des Workshops queere Carearbeit im Rahmen von Pflege war es, persönliche Bewältigungsstrategien für die Herausforderungen in der Pflege nahestehender Menschen zu entwickeln und den Blick auf die eigenen Bedürfnisse und die Ressourcen im eigenen Umfeld zu richten. Die Teilnehmenden erhielten Raum für Austausch und Reflexion.
Ausgehend von den Fragen:
Was hat mir in der Zeit der Pflege geholfen?
Was hätte ich rückblickend gern anders gemacht?
wurden verschiedene Strategien und Erkenntnisse entwickelt, die sowohl im Alltag als auch in akuten Pflegephasen entlastend wirken können.
Zahlreiche Lösungsansätze konnten zusammengetragen werden:
Zur Pflege
- Versuch der offenen Kommunikation/Austausch mit der zu pflegenden Person
- Wunsch, dass es Raum für Austausch, Thematisierungen von Erkrankung/ Tod/ Pflege/ Verlust geben kann
Im persönlichen Umgang mit der Situation
- Sich erlauben, laut zu denken/ unfertige Gedanken auszusprechen
- Erkenntnis, dass es evtl. nicht ‚die eine perfekte Lösung‘ gibt, sondern verschiedene Wege mit Vor- und Nachteilen
- Wunsch nach Direktheit, Enttabuisierung (Angst vor Unaussprechlichkeit begegnen)
- Offenheit mit sich einzuchecken (Wie geht’s mir gerade? Was kann/will ich leisten?)
- Enge Freund*innenschaften als Supportsystem
- Austausch mit emotional verfügbaren Personen
- Kontakt und Austausch mit Geschwistern
- Austausch mit Personen, die schon in Pflege-/Trauerprozessen waren
- Im Nachhinein hätte ich gerne mehr Grenzen gesetzt
- Perspektive von Betroffenen sowie Nicht-Betroffenen kann hilfreich sein
- Die laut ausgesprochene Erlaubnis, weniger zu machen, auf sich zu achten
Institutionalisierte Hilfe- und Unterstützungsangebote
- Wissen, wo es Beratung gibt
- Therapie
- Wissen, wie Systeme/Prozesse funktionieren (bspw. Bei psychiatrischen Einweisungen, Bestimmungen des Pflegegrads)
- Eigene Bedürfnisse (z. B. durch Diagnosen) kennen und berücksichtigen
Austausch über Pflegesituation
- Gesellschaftliche Verbindung von Herausforderungen offenlegen (Diskriminierungserfahrungen, Behinderung, Carearbeit etc.)
- Veranstaltungen zu dem Thema Pflege/Trauer
- Themen besprechbar machen und sich konkret über (praktische Möglichkeiten) austauschen + Kontinuitäten schaffen
- Orte schaffen, wo es verschiedene Formen von Emotionalität geben kann (entgegen der „Deutschen Härte“)
Trauer und Abschiednahme
- Queere Trauergruppen in Berlin:
- Queeres Trauercafé Wedding
- Rebound (von Lambda)
- Queer und Trauer (von Spinnboden e. V.)
- Queere Beerdigungsinstitute in Berlin
- Räume für gemeinsames Erinnern schaffen
Institutionalisierte Ansprechpersonen/Anlaufstellen
- Beratungsstellen und Beratungsangebote (über Sozialarbeiter*innen):
- Informationsmaterialien zur Organisation der Pflege:
- Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) der Charité Campus Mitte (t: 030 / 450 517 095 (Montag – Freitag 8.30 – 16.00 Uhr)
- Betroffenengruppen/ Selbsthilfegruppen
- Seelsorgetelefon
- „116 117“ (abhängig von der konkreten Situation hilfreich): Kassenärztliche Bereitschaftsdienst (Zuweisung von Psychiater*innen)
- Infos: richtige Versorgung/Notar*innen/Pflegepersonen
- Suche nach Beratungsstellen: Recherchearbeit an andere abgeben (auch nach Beratungsangeboten für Angehörige)
Eigenes Altern planen und vorbereiten
- Ideen sammeln, wie wir selbst gepflegt/ sterben wollen (bspw. Gemeinsames Community Grab)
- LesFriedA Lesben*-Friedhof
Selbstorganisierte, kollektive Supportsysteme
- Konkrete Hilfsangebote zusammen recherchieren und kleine Aufgaben übernehmen
- Patient*innenverfügung/Pflegevollmacht (notariell beglaubligen lassen)
- Finanzielle Umverteilung über:
- Finanz- coop (bspw. Fond mit monatlicher Einzahlung, gemeinsames Spargruppe; monatliche Verteilung auf 1 Person)
- Organisierte Unterstützungsgruppe im Freund*innenkreis (über Telegramm-Gruppe), Konkrete Aufgaben abgeben und nach Hilfe fragen (Aufgaben aufteilen, lässt alles nicht so gigantisch aussehen)
- Wunsch nach konkreten Angeboten (und deren Umsetzung)