Drei Fragen an Caroline Ausserer

Portraitserie Berliner Aktivist*innen, Teil 6

Kurzvorstellung
Ich bin freie Journalistin, Moderatorin und Diversity Trainerin in Berlin und spezialisiert auf politische Themen rund um soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte, v.a. LSBTIQ, selbst Teil einer Regenbogenfamilie. Ich war im Vorstand des europäischen Dachverbands für Regenbogenfamilien NELFA, sowie bei QUEERFORMAT — Fachstelle queere Bildung. Aktuell arbeite ich beim Deutschen Frauenrat zu internationaler Gleichstellungspolitik und koordiniere das zivilgesellschaftliche gleichstellungspolitische Projekt Women7 (W7) im Rahmen der deutschen G7-Präsidentschaft 2022. Was bedeutet lesbische Sichtbarkeit für dich?

Sichtbarkeit – im Sinne von sich sichtbar machen können – nehme ich als Privileg wahr. Sich in der Öffentlichkeit zeigen können ohne dafür angefeindet zu werden, offen zur eigenen sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität zu stehen ohne Ausschluss, Diskriminierung oder Gewalt zu erleben – ist leider immer noch nicht selbstverständlich – auch in Berlin. Dafür müssen wir gemeinsam aufstehen und einstehen, für all jene, die sich nicht sichtbar zeigen können, die ihre Stimme nicht erheben können und uns mit ihnen verbünden.

Meine Sichtbarkeit als lesbisch* zu spezifizieren, finde ich wiederum nicht notwendig. Denn eigentlich ist es doch klar, dass unser aller Begehren unterschiedlich ist. Wie ich mich definiere und welches Geschlecht meine Partnerin hat, muss m.E. nicht aufgeschlüsselt werden.

Welche Idee würdest du gerne verwirklichen?

Grundübel für viele Diskriminierungen ist die Zweigeschlechterordnung. Gemeinsam müssen wir dessen Binarität und die damit verknüpften traditionellen Normen und Rollen aufweichen und für eine empowerndes Feiern aller Geschlechtsidentitäten einstehen. Daher würde ich gerne eine Kampagne gegen die Selbstverständlichkeiten der Zweigeschlechterordnung machen.

Die Wucht der Zweigeschlechterordnung habe ich insbesondere gemerkt als ich Mutter wurde, da senkte sich diese heteronormative Matrix herab und gab vieles vor. “Muttersein” ist überfrachtet mit Bildern und Erwartungen. Und auch Regenbogenfamilien gelten zumeist noch als etwas Besonderes, dabei sollten sie einfach Teil einer großen Familienvielfalt sein.

Deine Wünsche an die Berliner LSBTIQ*-Community…
Mehr zusammenhalten, mehr Bündnisse schmieden und sich weniger anfeinden. Gemeinsame Projekte angehen und sie auch durchführen. Insgesamt über den Berliner Tellerrand zu schauen, ist ein weiterer Wunsch an die Berliner LSBTIQ*-Community und kann dabei helfen, die eigenen Positionen zu reflektieren.