Drei Fragen an Eybe Ahlers

Portraitserie Berliner Aktivist*innen, Teil 17

Kurzvorstellung
Ich bin Eybe Ahlers, 53, Politikredakteurin und Moderatorin. Ich bin 1990 nach Berlin gekommen. Drei Monate nach meinem Coming Out im beschaulichen Friesland. 

Eigentlich wollte ich hier studieren, doch es kam anders. Das erste Jahr habe ich fast nur nachts gelebt, ich bin duch die Bars, Kneipen und Discos gezogen und habe alles im mich aufgesogen. Eine neue Welt. Ein neues Leben. 

Ich habe schon bald für die zitty geschrieben, bei Eldoradio lesbisch-schwules Radio gemacht und bei Läsbisch TV mitgemischt. Zehn Jahre lang hab ich durch das Bühnenprogramm beim Café Fatal im SO36 geführt und auch beim Berliner CSD und “CSD auf der Spree” moderiere ich seit Jahren. Und noch vieles mehr… Sichtbar bin ich also. War ich auch immer. Denn ich hatte kaum Role Models in meiner Jugend. Daher wollte ich für andere ein Vorbild sein. Es ist schwer zu sagen, ob und inwieweit mein Leben anders verlaufen wäre, hätte ich Vorbilder gehabt. So war es für mich zB undenkbar, Kinder zu haben. Das gab es einfach nicht, Lesben mit Kindern. Zum Glück hat sich das geändert. Und ich habe jetzt ja immerhin den tollsten Hund der Welt. 🙂

Was bedeutet lesbische* Sichtbarkeit für dich?
Nur was wir sehen und kennen, können wir uns auch vorstellen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, was es bedeutet, unsichtbar zu sein. Sicher, in den letzten 30 Jahren hat sich viel verändert, aber am Ziel sind wir noch lange nicht. Wenn wir denn je dahin kommen.

Sichtbarkeit bedeutet Teilhabe. An allem. Geld, Glück, Leben, Kultur. Es braucht immer noch mehr davon. Ich bin jedenfalls noch lange nicht zufrieden.

Welche Idee würdest du gerne verwirklichen?
Ich begeistere mich für die Pläne vom RuT, wir alle werden älter und müssen am Ende sehen, wo wir bleiben. Also spendet fleißig für das Lesbenwohnprojekt! Oder das Spinnboden Lesbenarchiv. Die kriegen auch kaum öffentliche Gelder. Und da wird schließlich unsere Geschichte dokumentiert!

Als Fernsehfrau würde ich total gerne sehen, wie wohl ein “Princess Charming Ü40” aussehen würde. 🙂 Und ich weiß, dass es da viele Interessentinnen geben würde. 😀

Deine Wünsche an die Berliner LSBTIQ*-Community…
Choose kindness! Ich finde die Auseinandersetzungen zwischen cis und trans, lesbisch und schwul nicht gerade zielführend, sondern teilweise wirklich erschreckend. Nur gemeinsam sind wir stark!