Drei Fragen an Kathrin* Schultz

Portraitserie Berliner Aktivist*innen, Teil 11

 Kurzvorstellung
Ich heiße Kathrin* Schultz, komme ursprünglich aus Mecklenburg Vorpommern und lebe seit 1998 in Berlin. Seither arbeite ich deutschlandweit sowohl haupt- als auch ehrenamtlich in queeren Strukturen.

Nach meinem Studium der Erziehungswissenschaften an der Freien Universität Berlin war ich unter anderem viele Jahre Geschäftsführerin des Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg e.V., seit 2004 engagiere ich mich außerdem im Sonntags-Club e.V.. Aktuell bin ich als Diplompädagogin im Bereich der Wohnhilfen nach §67 SGB XII tätig und berate vor allem queere Klient*innen, die von Wohnungslosigkeit betroffen und oder bedroht sind.

Was bedeutet lesbische* Sichtbarkeit für dich?
Als queere Aktivistin lehne ich das Zweigeschlechter-Modell sowie Heteronormativität entschieden ab und finde ebenfalls Critical Whiteness sehr wichtig, also das Infragestellen Weißer Privilegien innerhalb unserer Gesellschaft und weltweit. Als Feministin* und als alleinerziehende Mutter einer leiblichen Tochter (geb. 2015) und eines Ziehsohnes (geboren 2016) liegt mir außerdem das Sichtbarmachen verschiedenster Familien-Konstellationen inklusiver aller Wahlfamilien-Modelle sehr am Herzen sowie die Aufklärungs- und Fortbildungsarbeit in allen Bildungseinrichtungen.

Welche Idee würdest du gerne verwirklichen?
Das Wohnthema ist mir ein großes Anliegen, da ein geschützter Lebensraum für ein gutes Leben unerlässlich ist, wie ich selbst auch privat leider immer wieder erfahren musste. Dabei möchte ich speziell Lesben/ Trans/ Inter/ Nonbinäre mit und ohne Fluchthintergrund noch mehr in den Fokus rücken innerhalb der ohnehin schon sehr marginalisierten Gruppe von queeren Wohnungslosen und Obdachlosen. Hier setze ich mich für noch mehr Vernetzung der einzelnen Projekte ein, die zu diesem Thema arbeiten – und zwar deutschlandweit. In Berlin ist für mich die Fachstelle Fair_Mieten Fair*Wohnen ein wichtiger Kooperationspartner, da ich dort dem Fachbeirat angehöre. Doch nicht zuletzt auch durch mein Engagement als Vorstandsfrau des bundesweit agierenden LesbenRing e.V. weiß ich, dass das Thema Wohnen für queere Menschen in ganz Deutschland ein zentrales Thema ist.

Deine Wünsche an die Berliner LSBTIQ*-Community…
Der Berliner Community wünsche ich noch MEHR politische Unterstützung und weitere finanzielle Mittel, damit wir tatsächlich in einer Stadt leben, die den Titel „Regenbogen-Hauptstadt“ zu Recht trägt. Speziell für meinen hauptamtlichen Arbeitsbereich wünsche ich mir aktuell eine stärkere Verzahnung der verschiedenen Wohnprojekte mit den zuständigen Senatsverwaltungen und Bezirksämtern. Und auch hinsichtlich der aktuellen Lage in der Ukraine sowie aller Länder, in denen LSBTIQ* kein sicheres Leben führen können, wünsche ich mir noch stärkeren Rückhalt durch den Berliner Senat, aber auch gleichbleibend diese große Solidarität der Community, wie wir sie in den letzten Wochen erfahren durften.