Drei Fragen an das Lesbisch*.Sichtbar.­Berlin-­­Team


Hallo, wir sind Constanze (sie/ihr), Anto (keine Pronomen) und Amélie (sie/keine) und arbeiten zusammen als Projektteam von Lesbisch*.Sichtbar.Berlin. Zusammen bringen wir einen bunten Topf an Expertisen, Arbeits- und Aktivismuserfahrungen und Ideen mit und setzen uns auch in unserer Arbeit für queere Rechte, queere Communities und lesbische* Sichtbarkeit ein.

Was bedeutet lesbische* und queere Sichtbarkeit für uns?
Sichtbarkeit ist ein aktiver Widerstand gegen das Unsichtbarmachen von Menschen und ihren Identitäten. Sie ermöglicht Selbstbestimmung und Empowerment. Lesbische* und queere Sichtbarkeit bedeutet, den Raum einzunehmen, den uns die Gesellschaft oft verweigert. Sich sichtbar zu machen, ist für uns ein Akt der Anerkennung und des Schutzes. Es hilft uns, uns gegenseitig zu sehen, zu unterstützen und ein Netzwerk der Solidarität zu schaffen. Lesbisches* und queeres Leben hat viele Facetten. Sie sichtbar zu machen, kann sehr kraftvoll sein.

Was möchten wir verwirklichen?
Wir wünschen uns eine Gesellschaft, in der Menschen ohne Angst vor Diskriminierung oder Gewalt leben, arbeiten und ihre Identität frei entfalten können. Wir wollen eine queere Bewegung, die alle Menschen – insbesondere aus mehrfach marginalisierten Gruppen – einbezieht und stärkt. In einer Welt, in der Vielfalt geschätzt wird, sollen Unterschiede nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung gesehen werden. Wir setzen uns für eine sichtbare, inklusive und demokratische Gesellschaft ein, die Raum für alle schafft. Unsere Aufgabe ist es, solche Räume zu schaffen, zu verteidigen oder zu unterstützen.

Was wünschen wir uns von der (Berliner) LSBTIQA+ Community und der Gesellschaft?
Wir rufen zu Solidarität auf und dazu, sich bewusst zu machen, dass rechte und menschenfeindliche Politik Hass und Gewalt verstärken. Solche Ideologien haben keinen Platz in einer offenen und demokratischen Gesellschaft. Wir wünschen uns, dass die LSBTIQA+ Community und die Gesellschaft insgesamt zusammen an einer Gesellschaft arbeiten, die die Rechte und Sicherheit aller Menschen respektiert – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Körperformen, körperlichen Fähigkeiten, Geschlecht, sexueller Orientierung, Familienkonstellationen, sozialem Status, Bildungsstand, Religion und Weltanschauung. Eine Gesellschaft, in der alle Menschen ohne Angst oder Benachteiligung leben können.

Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage und des zunehmend feindlichen Klimas, das von einigen Parteien und Gruppen befeuert wird, sehen sich immer wieder queere Menschen – insbesondere migrantische queere Personen, queere BIPoC, Trans*, nicht-binäre, Inter* und religiös vielfältige queere Menschen – gezwungen, sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, aus Angst vor körperlicher, psychischer oder medialer Gewalt.
Von politischer Seite zeigt sich auch im Jahr 2025 die steigende Tendenz, queere Projekte im Rahmen der Haushaltskürzungen und Sparmaßnahmen weniger oder gar nicht mehr staatlich zu fördern und queere (Menschen-)Rechte eher abzubauen, anstelle diese aufrechtzuerhalten und sich für ihre Gleichberechtigung einzusetzen.

Wir möchten darauf hinweisen, dass dieses politische Klima, das oft anti-demokratische Tendenzen zeigt, vielen Menschen große Sorgen bereitet. Unser Aufruf ist, inklusive und demokratische Strukturen zu stärken und zu sichern. Lasst uns zusammenarbeiten, um Allianzen zu bilden, die auf Respekt und gegenseitiger Unterstützung basieren.
Wir möchten, dass unsere Gesellschaft sensibel für die unterschiedlichen Lebensrealitäten und Bedürfnisse aller Menschen ist und uns gegenseitig Schutz bietet. Es ist wichtig, Haltung zu zeigen und gemeinsam gegen antidemokratische Tendenzen zu kämpfen, denn diese betreffen uns alle.
Es geht nicht um die Interessen Einzelner, sondern um die Vision einer Gesellschaft, in der Vielfalt geachtet wird, Unterschiede respektiert und Gemeinsamkeiten gefunden werden, die uns verbinden.